18:48 Uhr – Zeitreise anne Castroper
Welche Uhrzeit mag der VfL-Fan am liebsten? Okay, die Antwort ist einfach. Wir wollen 18:48 Uhr – die tägliche Minute VfL – künftig aber noch intensiver feiern. Und zwar in Form eines Rückblicks in die Geschichte der Blau-Weißen. Wir liefern euch nun nach und nach zu einem bestimmten Ereignis, das x-Jahre in der Vergangenheit liegt, ein paar wissenswerte Infos und frischen so das Gedächtnis auf. Viel Spaß beim Reinlesen! Übrigens, angepeilte Lesezeit: 60 Sekunden. Muss ja nach Möglichkeit in die tägliche Minute VfL hineinpassen.
Valentinstag 2004. Wo verbringt man den im Optimalfall mit der oder dem Liebsten? Klar, anne Castroper. Und das auch noch in gebührendem Rahmen, denn die großen Bayern sind zu Gast. Zehn Tage später steht für den Rekordmeister das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid an. Wir können vorwegnehmen: Es wird für den FCB erfolgreicher laufen als beim Gastspiel im Ruhrstadion. Die Bayern reisen mit dem Titan, den beiden Weltmeistern Lizarazu und Sagnol sowie Edelknipser Makaay an. Juckt Dariusz Wosz, Rein van Duijnhoven und Co. herzlich wenig. Denn die Blau-Weißen sind extrem gut drauf, am Ende der Saison steht zum zweiten Mal der Einzug in den UEFA Cup zu Buche. Platz 5 in der Endabrechnung, vor dem BVB und Schalke.
Aber nun zu diesem 14. Februar. Das Spiel ist gerade mal 9 Minuten alt, da unterläuft Robert Kovac ein folgenschwerer Bock. Ballverlust im Mittelfeld. Slawo Freier kommt auf der rechten Außenbahn an die Kirsche. Pass ins Zentrum, wo Kuffour den Ball vor Vahid Hashemian wegspitzelt. Freier setzt nach, zieht in die Mitte. Und dann der Pass, der auf Ewigkeit belegt, warum Slawo völlig zu Recht 19 Länderspiele in der Vita stehen hat. Zuckerpässchen in die Schnittstelle auf den einlaufenden Peter Madsen. Zum Zungeschnalzen. Der Däne, am Ende mit starken 13 Saisontoren für die Blau-Weißen, umkurvt den dreimaligen Welttorhüter Kahn und schiebt ein. Das 1:0, der einzige Treffer des Tages. Riesenjubel. In der Kurve, auf dem Platz. Der VfL hat mal wieder den großen FC Bayern geschlagen.
Freitagabend, Flutlicht, Fußball – alles angerichtet für eine ordentliche Feier. Gerade wenn man sich auch noch auf dem besten Wege zur Deutschen Meisterschaft befindet. Ein Sieg anne Castroper und der FC Schalke 04 könnte nach elend langer Zeit am Saisonende tatsächlich die Schale in die Höhe recken. Klar, dass sich die Massen aus der Nachbarstadt in Bewegung setzen, ausgerufen wird das Motto „Nordkurve in deiner Stadt“. Die Schalker wollen den „Heimsieg“ eintüten.
Doch dieser 31. Spieltag der Saison 2006/07 wird sowohl Schalkern als auch Bochumern noch jahrzehntelang im Gedächtnis bleiben. Mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ging der Tabellenführer aus Gelsenkirchen schon nach acht Minuten in Führung. Kuranyi trifft. Kein Zweifel in der Fußballrepublik, der S04 lässt sich doch in Bochum nicht vom Kurs abbringen. Heute wissen wir: Doch, genau das tat er! „Zwetschge“ Misimovic und Fanis Gekas drehen noch vor der Pause die Partie in ein 2:1! Was ist hier los!? Die Castroper bebt! Dabei bleibt es auch nach 90 Minuten plus Nachspielzeit. Schalke ist gestrauchelt und muss am Ende alle Träume begraben. Der VfL hingegen zelebriert diesen „Auswärtssieg“ im eigenen Stadion und reißt im Anschluss das halbe Bermuda3Eck ab!
So ein letzter Spieltag ist oft emotional. Nicht nur, wenn es um Titel, Auf- oder Abstiege geht. Denn üblicherweise werden an so einem letzten Spieltag auch die Akteure verabschiedet, die den Verein verlassen oder aber ihre Laufbahnen beenden. So war es auch an diesem Sonntagnachmittag im Mai 2014. Gleich zwei verdiente Spieler sahen die VfL-Fans letztmals anne Castroper, zumindest als Aktive: Slawo Freier und Marcel Maltritz!
Satte 328 Partien absolvierte „Magic“ Maltritz im blau-weißen Trikot, darunter 146 Bundesliga- und 156 Zweitliga-Begegnungen. Exakt zehn Jahre VfL, heute Mitglied der Legendenelf und noch immer gern gesehener Gast in unserem Schmuckkästchen. Slawo Freier kann sogar auf 14 Jahre VfL Bochum 1848 zurückblicken. Angefangen im Nachwuchsbereich schaffte der spätere Nationalspieler den Sprung zu den Profis. Nach vier Jahren in Leverkusen kehrte Slawo nochmal zu „seinem“ Verein zurück. Zwei absolute Sympathieträger, die ihren Platz in der VfL-Geschichte sicher haben!
Was für ein Abgang! Stell dir vor, du befindest dich nach einer großen Karriere in deiner letzten Saison als Profi. Abschiedstournee durch die Bundesligastadien. Blöd nur, wenn du dabei in der kompletten Spielzeit überhaupt nicht mehr zum Einsatz kommst. So erging es unserer Legende Dariusz Wosz in der Saison 2006/07. In einer starken Bochumer Elf, die unter anderem durch Ausnahmekönner wie „Zwetschge“ Misimovic oder Fanis Gekas bestach, war es für die mittlerweile 37-jährige Zaubermaus schwer, ins Team zu kommen. Keine einzige Minute stand Wosz unter Trainer Marcel Koller auf dem Feld. Doch dann kam dieser 34. und letzte Spieltag!
König Dariusz stand noch einmal im Aufgebot, als es für den VfL nach Mönchengladbach ging. Zwanzig Minuten vor dem Ende brachte ihn Koller unter großem Jubel ins Spiel. In der 82. Minute dann der letzte große Auftritt eines Ausnahmekönners. Querpass von Pavel Drsek, Wosz nimmt die Kugel nochmal kurz mit und vollendet präzise ins rechte untere Toreck. Letztes Spiel, noch einmal getroffen! Gänsehautmoment par excellence! Danke, Dariusz!